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15.10.2018 | Düsseldorfer Restrukturierungsforum | Mitteilung der Pressestelle
Die Zukunft der Finanzbranche - Zwischen Niedrigzins und Digitalisierung

Düsseldorf, 12. Oktober 2018. Die Finanzwelt erfährt weltweit aktuell eine der größten Umbrüche ihrer Geschichte. Nahezu alle Großbanken durchlaufen umfassende Turnaround-Prozesse. Mit der weltweiten Niedrigzinspolitik als Katalysator wird der durch die Digitalisierung getriebene Veränderungsprozess der Geschäftsmodelle der Banken noch einmal deutlich beschleunigt. Die Vorherrschaft der klassischen Großbanken bricht weg und agile Fintechs streben auf. Vor diesem Hintergrund verfolgten am 25. September 2018 rund 100 Gäste beim Düsseldorfer Restrukturierungsforum die Diskussion zum Thema „Die Zukunft der Finanzbranche: Zwischen Niedrigzins und Digitalisierung“.

Nach den einleitenden Worten von Stefan Sanne (Deloitte) präsentierte Dr. Christian Heintze (Partner, BBL Bernsau Brockdorff) einen impulsgebenden Beitrag zum Thema des Abends. Zwar seien die aktuelle Niedrigzinspolitik und die damit einhergehenden Anleihenankäufe vieler Zentralbanken in aller Munde, jedoch seien diese beiden Themen lediglich der Katalysator für den Umbruch in der Bankenbranche. Mit fortschreitender Digitalisierung und technologischer Entwicklung würden sich immer mehr spezialisierte Fintechs etablieren, die deutlich dynamischer seien als klassische Universalbanken. Dr. Heintze berichtete, dass es nicht nur in Deutschland, sondern auch weltweit immer mehr ernstzunehmende digitale Konkurrenten gebe, die ein Spektrum von Factoring über Abwicklung von Non-Performing-Loans bis hin zum Zahlungsverkehr abdecken würden. „Insgesamt knabbern Piranhas an den deutschen Großbanken, die gezwungen werden, sich zunehmend neu auszurichten und nach neuen Geschäftsmodellen umzusehen“, so der Insolvenzverwalter. Schlüssel des Ganzen sei der Digitalisierungsprozess und die Daten seien das Öl des digitalen Zeitalters. Dieser Stoßrichtung stimmten auch die anderen Diskussionsteilnehmer zu. Moderiert von Stefan Sanne und Burkhard Jung (Restrukturierungspartner) schloss sich eine lebhafte Debatte an den Impulsvortrag an. „Deutschland ist komplett overbanked“, ergänzte Richard Groeneveld (Senior Advisor Financial Services, Deloitte) die These zu auslaufenden Geschäftsmodellen. Sascha Demgensky (Rechtsanwalt, Wirtschaftsprüfer, Senior Manager, PwC GmbH WPG - PwC Legal AG RAG) berichtete, dass viele Banken durch die Finanzkrise 2008 nicht nur viel Vertrauen verloren hätten, sondern es auch verpasst haben, sich Kundenwünschen entsprechend auszurichten. Dagegen hätten die Fintechs dies in ihrer Gründungs-DNA fest verankert und so im Gegensatz zu Großbanken ihre gesamte Struktur auf den Kunden hin ausgerichtet, so Demgensky weiter. Dr. Christian Heintze ergänzte, dass auch die Gesellschaft digitaler werde und mit abnehmender Bargeldnutzung die Rolle der klassischen Hausbank verschwinden würde. Der Markt werde sich hin zu spezialisierten Fintechs diversifizieren.

Jedoch, so merkten Eva Ringelspacher (Senior Managerin, Restrukturierungspartner) und Sascha Demgensky an, gäbe es weiterhin ein gut funktionierendes Corporate Banking Geschäft, in dem die Rolle der beratenden Großbank weiterhin geschätzt werde. Ebenso hätten die klassischen Akteure gegenüber den neuen Fintechs einen klaren Wettbewerbsvorteil in Sachen effizienter Umsetzung aktuell deutlich zunehmender Regulierungsanforderungen.

Insgesamt wurde herausgestellt, dass die Branche auch weiterhin einen starken Umbruch durchlaufen werde. Es wird erwartet, dass sich das Bankenumfeld im Laufe der nächsten Jahre durch neue Player und neue Geschäftsmodelle, die einen starken Fokus auf Zielgruppen (Fokus Banking), Transparenz und Kundennutzen (Convenience-Banking) legen würden, durchgreifend ändern werde. Zwischenhändler würden zunehmend an Geschäft verlieren.

Angeregt durch das Publikum wurde die Diskussion mit dem Hinweis von Richard Groeneveld beendet, dass es auch gegenteilige Entwicklungen gäbe. So seien einige Private Equity Fonds dabei, durch Zukäufe „neue“ Universalbanken zu etablieren. Mit Kreativität und Restrukturierungswillen sei dies auch ein durchaus erfolgsversprechender Ansatz.

Die Veranstalter des Düsseldorfer Restrukturierungsforums sind Deloitte, hww hermann wienberg wilhelm, Restrukturierungspartner, SK Dienstleistungs GmbH, Taylor Wessing und White & Case. Es bringt zwei Mal pro Jahr alle an der Sanierung eines Unternehmens Beteiligte zusammen. Hochrangige Gäste stellen aus verschiedenen Blickwinkeln ein aktuelles Thema vor und teilen ihr Expertenwissen mit den Gästen in der Diskussion. Weitere Informationen unter: www.duesseldorfer-restrukturierungsforum.de. Die nächste Veranstaltung findet im Frühjahr 2019 statt.

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