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04.03.2019 | Kurpfälzer Restrukturierungslunch | Mitteilung der Pressestelle
Die regionale Hausbank – Partner in der Krise?

Heidelberg, 1. März 2019. Der dritte Kurpfälzer Restrukturierungslunch beschäftigte sich mit der Frage „Die regionale Hausbank – Partner in der Krise?“. Rund 75 Gäste verfolgten die spannende Diskussion. Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass die regionale Hausbank nach wie vor ein wichtiger Partner bei Unternehmenssanierungen ist und es dabei vor allem auf engen Dialog und Zusammenarbeit ankommt.

Eröffnet wurde die Veranstaltung mit einem Impulsvortrag von Eva Ringelspacher (Senior Managerin, Restrukturierungspartner). Die Juristin berichtete zunächst, dass es in den letzten Jahren zu einem Wandel in der Banken- und Finanzierungswirtschaft gekommen sei. Banken seien nach wie vor – insbesondere für den Mittelstand – wichtige Finanzierungspartner. Jedoch komme es immer mehr zu einem Wandel von klassischen Finanzierungen hin zu alternativen Finanzierungen wie zum Beispiel Factoring, Leasing oder Anleihen. Neben dem Bearbeitungsaufwand und der grundsätzlichen Entscheidung, ein Krisenunternehmen zu sanieren, seien vor allem Reputation und die soziale Verantwortung wichtige Entscheidungsparameter in der Krise. Die Juristin gab jedoch zu bedenken, dass die Banken durch den hohen Konkurrenzdruck und diverse Regularien weniger Spielraum bei Kreditentscheidungen hätten.

In der Podiumsdiskussion – moderiert von Dr. Raoul Kreide (GSK Stockmann) – berichteten die Panelisten aus ihren umfangreichen Erfahrungen mit Unternehmenskrisen. Harald Giese (Director Workout & Recovery Management, Deutsche Bank AG) bekräftigte, dass nachhaltige Beziehungen zu mittelständischen Firmenkunden Wurzeln des Geschäfts der Deutschen Bank seien. Dabei schließe eine partnerschaftliche Geschäftsbeziehung Krisenstadien nicht aus. Gerade in Krisensituationen komme es darauf an, als konstruktiv, kritischer Partner an der Seite der Kunden zu agieren. Jörg Dörich (Abteilungsleiter QSA und Kreditconsult, VR Bank Rhein-Neckar eG) erklärte, dass die VR Bank durch ihre Satzung zur Förderung ihrer Mitglieder und des Mittelstandes verpflichtet sei und sich als Partner des Mittelstandes in allen Lebensphasen verstehe. „Unser Selbstverständnis ist es, – ähnlich einer Ehe – in guten wie in schlechten Zeiten Partner zu sein“, so der Banker. Gerade in schwierigen Zeiten komme es besonders darauf an, gemeinsam nach Wegen zu suchen, die die wirtschaftliche Entwicklung wieder in positive Bereiche lenken würden. Dörich betonte, dass es dabei vor allem auf Partnerschaft und engem Dialog auf Augenhöhe ankomme. Ziel sei es, negative Entwicklungen möglichst früh zu erkennen und gegenzusteuern, damit ausreichend Zeit und Liquidität zur Verfügung stünden.

Thomas Lorenz (stellvertretender Vorstandsvorsitzender, Sparkasse Heidelberg) berichtete, dass die bereits langanhaltende, gute Konjunktur zu nachhaltig geringerer bzw. keiner Risikovorsorge sowie geringen Risikobeständen in den Bankbilanzen geführt habe. Dadurch würden auch die kalkulatorischen Risikokosten bei der Vorkalkulation in der Kundenkondition am Markt schwer durchsetzbar. Lorenz erläuterte, dass fehlende Krisenfälle auch zum Abbau der Mitarbeiterkapazitäten in den Workout-Bereichen führen würden. Problematisch sei, dass junge Firmenkundenberater keine Krisenerfahrung sammeln konnten. Daher versuche er in seinem Haus, Erfahrungen aus Krisenzeiten an junge Kollegen weiterzugeben und die Kundenberater zu sensibilisieren. Es sei wichtig, auch in guten Zeiten in die Qualifizierung der Berater zu investieren. Gefährlich sei auch, dass man sich bei Kreditentscheidungen derzeit oft mit Vor-Vorjahresbilanzen zufriedengebe. Wichtiger als die Vergangenheit seien jedoch aktuelle und belastbare Planzahlen.

Dr. Michael Flitsch (Rechtsanwalt, Partner, anchor Rechsanwälte) erläuterte, dass im Sinne einer erfolgreichen Restrukturierung die regionale Hausbank eine zentrale Rolle spiele. Im Gegensatz zu vielen anderen Beteiligten, die immer nur einen punktuellen Ausschnitt aus dem Geschäftsbetrieb des sanierungsbedürftigen Unternehmen kennen würden, habe die regionale Hausbank fundierte Kenntnisse über die Branche, das konkrete Geschäftsmodell sowie die historische Unternehmensentwicklung. „Die regionale Hausbank kann im Sinne einer wirtschaftlichen Partnerschaft auch ein konstruktiver, kritischer Sparringspartner – auch für die Berater des Unternehmens – sein“, verdeutlichte der Rechtsanwalt. Ohne eine regionale Hausbank sei eine Unternehmenssanierung deutlich schwieriger. Vor allem mit Akteuren, die eine Restrukturierung aus der Ferne oder nur mit strikten Singularinteressen begleiteten, sei dies deutlich schwieriger.

Die Veranstalter des Kurpfälzer Restrukturierungslunches sind anchor Rechtsanwälte, GSK Stockmann Rechtsanwälte, PSC Management- und Sanierungsberatungs GmbH und Restrukturierungspartner. Im Februar 2020 findet die nächste Veranstaltung des Kurpfälzers Restrukturierungslunches statt.

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