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20.05.2019 | Münchener Restrukturierungsforum | Mitteilung der Pressestelle
Fußballexperten unter sich!

München, 17. Mai 2019. „Abstieg oder Champions League? – Erfolgreiche Restrukturierung von Fußballvereinen“ – lautete das Thema des 15. Münchener Restrukturierungsforums am 8. April 2019. Die Experten aus drei Bundesligavereinen und einer Bank auf dem Podium waren sich einig: Es braucht ein starkes Team, Durchsetzungskraft und auch ein wenig Spielglück, um finanziell wieder aufzusteigen.

So viel Fußballmanager-Sachverstand gab es noch nie beim Münchener Restrukturierungsforum. Mit Ingo Schiller (Geschäftsführer, Hertha BSC GmbH & Co. KGaA), Robert Schäfer (ehemaliger Vorsitzender des Vorstands, Fortuna Düsseldorf 1895 e.V. ) und Markus Rejek (Geschäftsführer, DSC Arminia Bielefeld GmbH & Co. KGaA ) sprachen gleich drei aktuelle Manager der ersten und zweiten Bundesliga. Der Moderator der Diskussionsrunde, Markus Fauser (anchor Management GmbH), komplettierte sogar als ehemaliger Geschäftsführer von 1860 München das Trio auf dem Podium, nachdem auch Rejek und Schäfer diese Position bereits innehatten. Hinzu kam der ehemalige Geschäftsführer von Alemannia Aachen, Frithjof Kraemer (Direktor und Abteilungsleiter Forderungsfinanzierung Sport, Internationales Bankhaus Bodensee AG), der sich vor allem auf die Finanzierung von Fußballvereinen konzentriert.

Ohne professionellen Fußballverstand, aber mit Restrukturierungsexpertise begrüßte Andreas Dimmling (GSK Stockmann) die knapp 100 Gäste. Stefan Sanne (Deloitte) moderierte zusammen mit Markus Fauser die Veranstaltung.

„Fußball ist nicht wie jedes andere Business-Model“, stellte Markus Rejek gleich zu Beginn seines Referats klar. Die Liquidität schwanke über die Saison hinweg sehr stark, die Lizenztermine bei der DFL prägten das Geschäftsjahr und die Planung sei oft sehr kurzfristig und letztlich auch vom Spielglück abhängig. Auf- und Abstieg führten zu ganz unterschiedlichen finanziellen und organisatorischen Rahmenbedingungen. Außerdem sei Fußball eben immer auch ein hochemotionales und ständig von den Medien begleitetes Geschäft. Die Emotionen würden manchmal den klaren Blick auf die notwendigen Schritte verstellen, auch wenn die Rettung meist nur mit emotional an den Verein gebundenen Partnern gelingen könne. „Drei Aspekte sind für eine erfolgreiche Restrukturierung eines Fußballvereins notwendig: Ein verlässlich agierendes und durchsetzungsstarkes Management-Team, das fachmännische Verständnis für die Besonderheiten des Saisongeschäfts und der Mut, auch für die Vereinstradition schwierige Entscheidungen zu treffen“, fasste Rejek seine Thesen zusammen. So habe die Restrukturierung von Arminia Bielefeld nur gelingen können, weil ein Konsortium regionaler Unternehmen, die dem Verein sehr verbunden seien, das Stadion im Herbst 2018 kaufte.

In der anschließenden Diskussionsrunde erläuterte Kraemer, warum auch aus Sicht einer Bank die Fremdfinanzierung von Fußballvereinen ein außergewöhnliches Geschäftsmodell ist. Sicherheiten stünden den Geldgebern meist kaum zur Verfügung, die Planung jeweils zum nächsten Lizenztermin mache langfristige Entwicklungsstrategien für das Eigenkapital häufig wenig attraktiv. Daher würden sich viele Vereine auch einen finanzstarken Investor wünschen. Ein solches Investment sei in Deutschland jedoch aufgrund der sogenannten 50+1-Regel, welche gewisse Stimmenmehrheiten den einfachen Vereinsmitgliedern garantiert, weniger attraktiv als in anderen Ländern.

Robert Schäfer verteidigte mit Verve diese Regel. Der Bundesliga-Fußball habe sich auch international mit der 50+1-Regel sehr erfolgreich entwickelt. „Diese Regel bindet außerdem Menschen an den Fußball und schafft für viele Vereinsmitglieder die Möglichkeit, sich aktiv einzubringen“, so Schäfer.

Ingo Schiller sprach ganz offen über die Erfahrungen seines Vereins mit einem Finanzinvestor in der Vergangenheit. Einen Finanzinvestor, mit dem man gut auskommen wolle, behandle man am besten wie seinen besten Kunden, seinen Chef und seine Ehefrau zugleich, sagte Schiller augenzwinkernd. Er plädiere daher auch dafür, die 50+1-Regel durch die Vereine und die DFL selbst zu überprüfen und eventuell anzupassen. Dies wäre viel effektiver, als wenn Gerichte entscheiden müssten.

Auch Markus Rejek war der Meinung, dass die Diskussion um die 50+1-Regel die eigentlichen Probleme im Fußball verschleiere und von den Herausforderungen, die vor dem Deutschen Fußball liegen würden, ablenke. Nicht nur sehr gut informiert über die Besonderheiten der Restrukturierung von Fußballvereinen, sondern auch bestens unterhalten fühlten sich am Ende die Teilnehmer des Münchener Restrukturierungsforums. Fast wie bei einem echten Fußballspiel.

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