Pressemitteilungen

13.07.2018 | NIERING STOCK TÖMP | Mitteilung der Pressestelle
Gläubigerversammlung trifft Entscheidungen über die Zukunft von SolarWorld

In der heutigen Gläubigerversammlung beim Amtsgericht Bonn haben die Gläubiger wesentliche Entscheidungen über die Zukunft der SolarWorld Industries GmbH und damit auch über die Zukunft der immer noch mehr als 500 Arbeitnehmer an den Standorten Arnstadt, Bonn und Freiberg getroffen. Der Insolvenzverwalter erläuterte gegenüber den anwesenden Gläubigern, Arbeitnehmern und Betriebsrat insbesondere die aktuelle wirtschaftliche Situation und die fehlende Perspektive, die SolarWorld Industries GmbH in ihrer bisherigen unternehmerischen Ausrichtung zu erhalten. Die Gläubigerversammlung bestätigte insbesondere den Entschluss des Insolvenzverwalters Dr. Christoph Niering und des vorläufigen Gläubigerausschusses, den stark defizitären Geschäftsbetrieb spätestens zum 30.09.2018 einzustellen, sofern sich nicht bis dahin noch ein Investor finden sollte, der den Geschäftsbetrieb übernimmt.

In Vorbereitung auf eine mögliche Schließung hat der Insolvenzverwalter bereits einen Interessensausgleich und Sozialplan mit dem Gesamtbetriebsrat und den Betriebsräten in Arnstadt und Freiberg ausgehandelt. Zur Abfederung möglicher Entlassungen wurden in Absprache mit der Bundesagentur für Arbeit zwei Transfergesellschaften initiiert, in welche die von ihrem Arbeitsplatzverlust betroffenen Mitarbeiter zum 01.08.2018 wechseln können.

In diesen Transfergesellschaften werden die betroffenen Mitarbeiter nicht nur weiter qualifiziert, sondern erhalten innerhalb der nächsten sechs Monate eine finanzielle Unterstützung, welche deutlich oberhalb der Bezüge des Arbeitslosengeldes liegt. Hierdurch können eventuelle persönliche und finanzielle Härten abgefedert werden. Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering wird die Beschäftigten in Bonn, Arnstadt und Freiberg in der nächsten Woche persönlich auf Mitarbeiterversammlungen über das weitere Vorgehen informieren.

Für die Solartechnologie in Deutschland bedeute die Entscheidung einen großen Einschnitt, so Niering: “Die Bundesregierung hat allem Anschein nach die Forschung, Entwicklung und Produktion von Solarzellen in Deutschland aufgegeben. Anders kann ich mir die fehlende politische Reaktion auf die Insolvenz der SolarWorld als letzten großen deutschen Entwickler und Hersteller von Solarzellen nicht erklären”, so der heute in seinem Amt bestätigte Insolvenzverwalter Dr. Christoph Niering. “Dies ist umso unverständlicher, als die Bundesregierung mit der Forschungsfabrik Mikroelektronik einen Weg aufgezeigt hat, wie wichtige Schlüsselindustrien auch in einem schwierigen marktwirtschaftlichen Umfeld erhalten werden können. Mit dem Projekt Forschungsfabrik Photovoltaik hätten nicht nur viele Arbeitsplätze gesichert, sondern vor allem das jahrelange Forschungs-Know-How und die hieraus hervorgegangenen Patente in Deutschland gehalten werden können.” so Niering weiter.

Die SolarWorld Industries GmbH ist im vergangenen Jahr aus der Insolvenz der SolarWorld AG hervorgegangen und beschäftigte zuletzt fast 600 Arbeitnehmer an den Standorten Arnstadt, Bonn und Freiberg. In den überwiegend modernsten Anlagen werden Solarzellen und Solarmodule unter Einhaltung höchster Umweltstandards gefertigt. Asiatische Konkurrenzprodukte unterbieten jedoch seit langem deutlich die in Deutschland notwendigen Herstellungskosten. Dies hat nach der kürzlichen Entscheidung der chinesischen Regierung, weitere Überkapazitäten in den Export umzulenken, noch einmal zugenommen.

Aufgrund der vielfältigen Insolvenzen der letzten Jahre steht nunmehr mit der SolarWorld Industries GmbH der letzte große deutsche Hersteller von Solarzellen vor dem unmittelbaren Aus. Die Solarzelle ist das Herzstück der Photovoltaik, da sich in diesen “Motoren der Solarmodule” die Forschungs- und Entwicklungskraft wiederspiegelt. Von der Leistungsfähigkeit der Solarzellen ist letztendlich die Leistungsfähigkeit der Solarmodule abhängig.

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