Finanzvermittler zu Schadensersatz verurteilt

Frankfurt, 12. Juni 2015 – Das Landgericht Lübeck (Az. 10 O 25/14) hat einen freien Finanzvermittler zur Zahlung von Schadensersatz in Höhe von rund 236.000 Euro wegen fehlerhafter Anlageberatung verurteilt. Im Laufe des gerichtlichen Verfahrens hatte der Vermittler zwar stets behauptet, seinem Kunden einen umfassenden Verkaufsprospekt überreicht zu haben. Im Verkaufsgespräch zeichnete er nach Überzeugung der Kammer des Landgerichts jedoch dann ein Bild von der Kapitalanlage, das die Hinweise im Verkaufsprospekt entwertet habe. Die vom Vermittler getätigten Aussagen über die Chancen und Risiken seien nicht zutreffend gewesen, so die Richter. Damit setzte sich der von der Rechtsanwaltsaktiengesellschaft Nieding+Barth vertretene Kläger voll inhaltlich durch.

Gegenstand des Verfahrens war eine Beteiligung an dem geschlossenem Lebensversicherungsfonds BAC Life Trust 6 der in Berlin ansässigen Fondsgesellschaft ILMG Management GmbH. „Selbst wenn dem Anleger ein Verkaufsprospekt rechtzeitig ausgehändigt worden wäre und der Verkaufsprospekt Chancen und Risiken der Anlage hinreichend verdeutlicht, sind diese Umstände kein Freibrief für einen Anlageberater, Risiken abweichend hiervon darzustellen und dem Anleger so zu vermitteln, dass die Ausführungen des Prospektes nicht ernst zu nehmen sind“, erklärt Nieding+ Barth-Vorstand Andreas M. Lang, der die Entscheidung für den Anleger erstritten hat. „Im Übrigen ist ein Anleger nicht gehalten, durch ein Studium des vollständigen Verkaufsprospektes die Angaben eines Anlageberaters auf Richtigkeit zu überprüfen. Er darf vielmehr den Angaben des Beraters vertrauen, selbst wenn diese von den Prospektangaben abweichen“, so der Fachanwalt für Kapitalanlagerecht weiter.

„Der Fall zeigt, dass Anleger oft in riskante Anlagen hineinberaten werden, indem im Prospekt aufgeführte Risiken seitens der Vermittler ganz bewusst negiert werden“, kommentiert Nieding+Barth-Vorstand Klaus Nieding die Entscheidung.