Pressemitteilungen

05.06.2019 | PLUTA | Mitteilung der Pressestelle
Gläubigerversammlung bestätigt Eigenverwaltung bei GERRY WEBER International AG

▪ Sachwalter Stefan Meyer und Gläubigerausschuss von Gläubigerversammlung bestätigt

▪ Verbindliche Angebote potenzieller Investoren werden im Verlauf des Monats Juni erwartet, Zukunftslösung mit Insolvenzplan ebenfalls weiterhin möglich

▪ Umsetzung der angekündigten Schließung von Stores im Inland in drei Phasen ab September geplant

(Halle/Westfalen, 4. Juni 2019) Im Verfahren der GERRY WEBER International AG fand heute der Berichtstermin statt. Dieser Termin dient in jedem Eigenverwaltungsverfahren als zwingend einzuberufende Versammlung zur Beschlussfassung der Gläubiger über die Person des Sachwalters sowie die Einsetzung, Besetzung und Beibehaltung des Gläubigerausschusses. Zudem wird über den Stand des Verfahrens berichtet.

Die Gläubigerversammlung hat im Rahmen dieses Termins für GERRY WEBER die Eigenverwaltung für das am 1. April 2019 eröffnete Verfahren bestätigt.

Außerdem hat die Gläubigerversammlung Rechtsanwalt Stefan Meyer von der PLUTA Rechtsanwalts GmbH, der bereits seit Antragstellung als vorläufiger Sachwalter eingesetzt war und seit Eröffnung als Sachwalter tätig ist, in seiner Rolle nunmehr auch für das weitere Verfahren des Modekonzerns bestätigt. Zudem wurde in der Gläubigerversammlung der Gläubigerausschuss von vormals sieben auf nunmehr zehn Mitglieder erweitert. Alle vorläufigen Mitglieder des Ausschusses sind bekräftigt worden. Zur Fortentwicklung des Verfahrens wurde der Ausschuss zusätzlich um drei Vertreter der Schuldscheingläubiger bzw. Langfristfinanzierer ergänzt, so dass sich die Anzahl deren Vertreter auf nunmehr fünf erhöht. Der Vorstand, ergänzt um den Generalbevollmächtigen Dr. Christian Gerloff, behält damit im weiteren Verfahren die Verwaltungs- und Verfügungsbefugnis unter der Aufsicht des Sachwalters.

Vorstand und Sachwalter berichten über Verlauf des Verfahrens

Zu Beginn des heutigen Termins berichteten der Vorstand und der Generalbevollmächtigte Dr. Christian Gerloff über das operative Geschäft, die Durchführung der Sanierungsmaßnahmen und den Stand im Investorenprozess bei der GERRY WEBER International AG. Stefan Meyer, als gerichtlich bestellter Sachwalter, informierte die Gläubiger anschließend umfassend über den Verlauf und die Entwicklungen im laufenden Insolvenzverfahren. Seine Aufgabe ist es, das Unternehmen während des gesamten Verfahrens zu begleiten, den Sanierungsprozess zu unterstützen und dabei aber insbesondere die Gläubigerinteressen zu wahren. Die GERRY WEBER International AG hat insgesamt rund 1.500 Gläubiger mit bislang beim Sachwalter angemeldeten Forderungen von rd. 275 Mio. €, von denen bezogen auf die Höhe der angemeldeten Forderungen ein Großteil an der heutigen Versammlung teilnahm.

Sachwalter Meyer sagte: „Der operative Geschäftsbetrieb läuft ungeachtet des laufenden Eigenverwaltungsverfahrens ungestört und vollumfänglich weiter. In den vergangenen Wochen wurden zudem wichtige Sanierungsmaßnahmen umgesetzt und eingeleitet, die auch von den potenziellen Investoren positiv beurteilt werden. Die Maßnahmen des vom Vorstand und den Beratern bereits vor Einleitung des Eigenverwaltungsverfahrens erstellten Sanierungs-konzepts werden – angepasst auf die Eigenverwaltungssituation – sukzessive auch weiterhin umgesetzt.“

Investorenprozess und Insolvenzplanverfahren fortgeschritten

„Mit der Zustimmung des Gläubigerausschusses haben wir zudem einen professionellen, strukturierten M&A-Prozess gestartet und suchen nach geeigneten Investoren“, so der PLUTA-Sanierungsexperte Meyer über die Ereignisse der vergangenen Wochen. Mit der Unterstützung und Umsetzung des Investorenprozesses wurde die Investmentbank Macquarie beauftragt. GERRY WEBER liegen mehrere indikative Angebote von potenziellen Investoren vor. Diese noch unverbindlichen Kaufangebote wurden in den vergangenen Wochen sorgfältig geprüft und weiter verhandelt. Im Verlauf des Juni 2019 werden verbindliche Angebote der Investoren erwartet.

Das Unternehmen arbeitet parallel auch an einer Sanierungslösung über einem Insolvenzplan, mit dem der Rechtsträger der GERRY WEBER International AG erhalten bleiben würde. Eine Kombination aus den beiden Sanierungsvarianten Einstieg eines oder mehrerer Investoren und Insolvenzplan ist ebenfalls möglich und denkbar. „Wir werden beide erarbeiteten Lösungen – die M&A-Variante sowie den Insolvenzplan – gegenüberstellen. Alle Angebote werden vorher ausführlich geprüft, um sodann mit dem Gläubigerausschuss die Angebote zu erörtern und eine Entscheidung zu treffen, welche Lösung umgesetzt werden soll“, so PLUTA-Anwalt und Sachwalter Meyer.

„Wir sind angehalten, die beste Option für die Gläubiger umzusetzen. Denn das oberste Ziel eines Insolvenzverfahrens, und das gilt ebenso in einem Eigenverwaltungsverfahrens, ist die optimale und bestmögliche Gläubigerbefriedigung“, so der Sachwalter weiter. Unverändert soll noch im Juni 2019 eine Entscheidung über den weiteren Weg und damit die Zukunft der GERRY WEBER Gruppe herbeigeführt werden. Die Umsetzung der beschlossenen Lösung soll dann bis Jahresende 2019 abgeschlossen sein.

Geplante Schließungen der Stores im Rahmen der Sanierung werden vorbereitet

Nach einer intensiven betriebswirtschaftlichen Analyse der Storeportfolios hat das Unternehmen jetzt mit der Umsetzung der angekündigten Bereinigung seines eigenen inländischen Retailgeschäfts begonnen. Nachdem in den vergangenen Tagen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den betroffenen Stores informiert wurden, werden die geplanten Schließungen, die wesentlicher Bestandteil der laufenden Sanierung und Neuausrichtung der GERRY WEBER-Gruppe sind, bis Ende November 2019 erfolgen.

Durch die Schließung von 146 Stores und Verkaufsflächen im Inland werden nach aktuellem Stand ca. 330 Vollzeitarbeitsplätze (FTE) in Deutschland wegfallen. Unter anderem, um die bestmögliche Warensteuerung und Warenverfügbarkeit zu gewährleisten, wird die Schließung in drei Phasen zum 30. September, 31. Oktober und 30. November dieses Jahres umgesetzt. Die Kündigung der betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolgt ebenfalls in drei Phasen auf Basis noch abzuschließender Interessenausgleichsvereinbarungen und entsprechender Sozialpläne. Der Vorstand befindet sich hierzu in bereits weit fortgeschrittenen, konstruktiven Verhandlungen mit dem Betriebsrat und deren rechtlichen Beratern. Die betroffenen Beschäftigten arbeiten nahezu ausschließlich in der GERRY WEBER Retail GmbH & Co. KG, einer 100-prozentigen Tochtergesellschaft der GERRY WEBER International AG. Der Berichtstermin in dem Eigenverwaltungsverfahren über das Vermögen der GERRY WEBER Retail GmbH & Co. KG findet am 25. Juni 2019 ebenfalls in der Stadthalle in Bielefeld statt.

Mit Blick auf die ebenfalls notwendige Verschlankung der Unternehmenszentrale in Halle und der dortigen Overhead-Funktionen hatten sich Vorstand und Arbeitnehmervertreter bereits im April 2019 im Verfahren der GERRY WEBER International AG auf einen Interessenausgleich und Sozialplan für diesen Bereich geeinigt. Betroffen sind hiervon rund 140 Vollzeitarbeitsplätze, wobei der Abbau zwischenzeitlich in weiten Teilen bereits vollzogen ist.

Verbesserte Rohertragsmarge

Sowohl im Retail wie auch im Wholesale verläuft die Geschäftsentwicklung in den GERRY WEBER Core-Marken umsatzseitig im neuen Geschäftsjahr 2018/19 (Ende: 31. Oktober 2019) bis einschließlich Mitte Mai 2019 weitgehend nach Plan.

Im Rahmen der laufenden Restrukturierung des GERRY WEBER-Konzerns wurden Produktentwicklung und Warenmanagement seit dem Sommer 2018 wesentlich verändert. Die Produktentwicklung wurde auf ein „Go-to-Market“ Konzept umgestellt, das die Kunden- und Marktnähe erhöht. Beispielsweise arbeitet GERRY WEBER seitdem mit einem Web-basierten „360-Grad Product Perfomance Panel“, das anhand von repräsentativen Rückmeldungen aus dem Markt eine fortlaufende und zeitnahe Anpassung der Produkt- und Kategorien-Strategie ermöglicht. Zudem ist aufgrund von neu strukturierten Arbeitsprozessen die Kollektionsrahmenplanung effizienter und zugleich stärker auf die Wünsche der Kundinnen fokussiert worden. So hat das Unternehmen die Treffgenauigkeit der Kollektionen bereits deutlich erhöht und zugleich deren Komplexität wesentlich reduziert. Wie angestrebt, wird durch die Maßnahmen eine Markenverjüngung und eine stärkere Differenzierung der Konzernmarken erreicht. Die neuen Kollektionen, die im Wholesale in den letzten Monaten bereits sehr guten Anklang in Form einer besser als Plan abgeschlossenen (Vor-)Order-Phase gefunden haben, werden in den kommenden Monaten auch auf die eigenen Retail-Flächen kommen.

„Seit Herbst letzten Jahres sehen wir Erfolge in unserem operativen Geschäft. Im Retail-Geschäft sind wir in den vergangenen Monaten sehr gut vorangekommen“, erläutert Johannes Ehling, Vorstandssprecher der GERRY WEBER International AG, und fährt fort: „So haben wir im Retail die Rohertragsmarge gegenüber Vorjahr deutlich und gegenüber Budget sogar leicht verbessern können. Für unser ganzes Team ist dieser Erfolg eine große Motivation. Gleichzeitig lösen wir unser Versprechen gegenüber der Kundin ein, dass auch bei den neuen Kollektionen von GERRY WEBER Qualität und Passform verlässlich gut bleiben. Das kommt gut an.“

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