Pressemitteilungen

09.09.2016 | Rudolf Wöhrl AG | Mitteilung der Pressestelle
Restrukturierung der Rudolf Wöhrl AG durch Nutzung des Schutzschirmverfahrens

- Modehandelsunternehmen hat nun bis zu drei Monate Zeit für Sanierungsplan

- Rückkehr zu nachhaltiger Profitabilität durch Kostenreduzierungen, Schließung unprofitabler Filialen und Neugestaltung der Sortimente

- Investorensuche für eine unternehmerische Partnerschaft mit der Eigentümerfamilie Gerhard Wöhrl gestartet

- Wechsel in den Gremien: Bisheriger Aufsichtsratschef Andreas E. Mach übernimmt Vorsitz im Vorstand, Olivier Wöhrl wird Chief Strategic Officer

- Vorstand wird durch Restrukturierungsexperten Dr. Christian Gerloff verstärkt

- Operatives Geschäft läuft in allen Filialen ohne Einschränkungen weiter

- Vorstandsvorsitzender Andreas E. Mach: "Ziel ist es, die Gruppe als Ganzes zu erhalten."

Nürnberg, 5. September 2016 - Die Rudolf Wöhrl AG, Nürnberg, will die zu Jahresbeginn initiierte Neuausrichtung durch die Nutzung der in der Insolvenzordnung vorgesehenen Sanierungsinstrumente forcieren. Die Hauptversammlung hat deshalb beschlossen, dass der Vorstand unverzüglich beim Amtsgericht Nürnberg den Antrag auf Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens nach §270b Insolvenzordnung (InsO) stellen wird. Außer für die Rudolf Wöhrl AG als Obergesellschaft der Wöhrl Gruppe wird auch für die 100-%-Tochtergesellschaft Rudolf Wöhrl, das Haus der Markenkleidung GmbH & Co. KG, Nürnberg, die Eröffnung des Schutzschirmverfahrens beantragt. In dieser Gesellschaft befinden sich 15 der bundesweit insgesamt 34 Wöhrl-Standorte.

Der Schutzschirm eröffnet die Möglichkeit, innerhalb von drei Monaten die Sanierung der Gruppe über einen Sanierungsplan vorzubereiten. In dieser Phase ist das Unternehmen vor Zwangsmaßnahmen der Gläubiger geschützt und weiterhin voll handlungsfähig. Der Vorstand bleibt im Amt und führt die Sanierung in Eigenverwaltung durch. Ein vom Gericht zu bestimmender Sachwalter hat die Aufgabe, die Einhaltung der insolvenzrechtlichen Vorschriften in dem Verfahren zu überwachen.

Die operativen Geschäfte in den 34 Modehäusern der Wöhrl-Gruppe sollen während des Verfahrens ohne Einschränkungen weiterlaufen. Die Warenversorgung wird durch entsprechende Übereinkünfte mit den Warenkreditversicherern gewährleistet. Die Wöhrl Gruppe beschäftigt derzeit knapp 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Vor dem Hintergrund des negativen Trends im deutschen Textileinzelhandel, des veränderten Kaufverhaltens der Verbraucher und einer anhaltend negativen Umsatz- und Ertragsentwicklung hatte Wöhrl bereits im Januar 2016 ein Restrukturierungsprogramm in die Wege geleitet. Es hat sich - vor allem bei den Arbeiten für den vorläufigen Jahresabschluss 2015/16 - gezeigt, dass diese Maßnahmen verstärkt und beschleunigt werden müssen, um die Gruppe nachhaltig in die Profitabilität zurückzuführen. Die Nutzung des Schutzschirmverfahrens bietet dazu die Möglichkeit.

Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2015/2016 (1. August bis 31. Juli) geht der Vorstand nach vorläufigen Berechnungen von einem weiteren Rückgang des Konzernumsatzes auf ca. 300 Mio. Euro aus (2014/2015: 316,2 Mio. Euro). Der Jahresfehlbetrag wird voraussichtlich höher ausfallen als im Vorjahr (1,0 Mio. Euro), teilweise durch ein schwächeres operatives Geschäft, teilweise durch geringer als geplant vereinnahmte Sondererträge.

Zur bestmöglichen Umsetzung der Restrukturierung wurden personelle Veränderungen in den Unternehmensgremien beschlossen: Der bisherige Aufsichtsratsvorsitzende Andreas E. Mach wurde mit sofortiger Wirkung zum neuen Vorstandsvorsitzenden der Gesellschaft bestellt. Der bisherige Vorstandsvorsitzende Olivier Wöhrl ist im Vorstand in der neu geschaffenen Funktion des Chief Strategic Officer unverändert verantwortlich für die strategische Weiterentwicklung des Geschäftsmodells. Darüber hinaus bestellte der Aufsichtsrat Rechtsanwalt Dr. Christian Gerloff zum Vorstandsmitglied und Chief Restructuring Officer (CRO). Er ist Partner der Kanzlei Gerloff Liebler Rechtsanwälte in München, die das Schutzschirmverfahren mit vorbereitet hat und über langjährige Erfahrungen in der Modebranche verfügt (u.a. Escada, Rena Lange).

Ziel der Restrukturierung ist, die Wöhrl Gruppe nachhaltig in die Profitabilität zurückzuführen und besser auf das Konsumentenverhalten auszurichten. Eckpunkte dazu sind vor allem:

- Stärkung der Kapitalbasis und Sicherung der Finanzierung: Zur erforderlichen weiteren Stärkung der Kapitalbasis läuft für die Rudolf Wöhrl AG derzeit eine strukturierte Investorensuche. Die Eigentümerfamilie Gerhard Wöhrl hat in diesem Zusammenhang ihre Bereitschaft zu einer unternehmerischen Partnerschaft erklärt, gegebenenfalls auch als Minderheitsgesellschafter.

- Senkung der Kosten und Verschlankung der Strukturen: Das Portfolio aus 34 Filialen in Ost- und Süddeutschland wird derzeit dahingehend geprüft, welche Standorte langfristiges Wachstums- und Ertragspotenzial haben. Defizitäre Filialen ohne solches Potenzial werden zeitnah geschlossen. Zudem prüft der Vorstand am Standort Nürnberg den Umzug und die Verkleinerung der Hauptverwaltung sowie die Restrukturierung der in eine Gesellschaft ausgelagerten Logistik, um Kosten zu reduzieren und Prozesse zu vereinfachen.

- Verbesserung des Modesortiments und Stärkung der Kundenbindung: Wöhrl wird mit starken Modemarken die Sortimentsstruktur in den Filialen attraktiver gestalten und die Maßnahmen zur Kundenbindung verstärken. Anspruch ist, an jedem Standort zu den ersten drei Adressen im Bekleidungshandel zu gehören. Von strategisch zentraler Bedeutung ist dabei die konsequentere Nutzung der Chancen, die die Digitalisierung dem Modehandel bietet. Wöhrl soll sich durch den Ausbau des Online- Geschäfts vom stationären Einzelhändler zum integrierten Multichannel- Anbieter entwickeln.

Andreas E. Mach, Vorstandsvorsitzender der Rudolf Wöhrl AG: "Wir sind auf das Schutzschirmverfahren gut vorbereitet. Mit Dr. Christian Gerloff haben wir zudem einen in unserer Branche erfahrenen Restrukturierungsexperten an der Seite. Positiv ist, dass die Eigentümerfamilie diesen Weg konstruktiv unterstützt und zu einer Partnerschaft mit einem Investor bereit ist. Unser Ziel ist es, die Gruppe als Ganzes zu erhalten."

Olivier Wöhrl, Chief Strategic Officer: "Es zeigt sich, dass unser Unternehmen schneller und konsequenter auf die sich verändernden Kundenwünsche reagieren muss als dies bisher der Fall war. Dies geht jedoch nur mit einen soliden Finanz- und Kapitalbasis. Die Familie ist sich ihrer Verantwortung für Wöhrl bewusst. Sie wird jede Entscheidung mittragen, die im besten Interesse des Unternehmens, seiner Kunden und Mitarbeiter ist."

Dr. Christian Gerloff, Chief Restructuring Officer: "Durch die vorausschauende Nutzung des Schutzschirms kann Wöhrl die notwendigen Restrukturierungsmaßnahmen nun wesentlich schneller und konsequenter umsetzen, um dadurch so viele Arbeitsplätze wie möglich zu erhalten. Ich bin zuversichtlich, dass dieses Traditionsunternehmen mit schlanken Strukturen und einem wieder klaren Profil eine feste Größe im deutschen Modehandel bleiben wird."

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