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24.04.2015 | Schultze & Braun | Mitteilung der Pressestelle
Großbuchbinderei H. Wennberg GmbH strebt Sanierung in Eigenverwaltungsverfahren an

Vahingen/Enz. Die H. Wennberg GmbH Großbuchbinderei mit Sitz in Vaihingen/Enz bei Stuttgart will sich mit einem Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung neu aufstellen. Einen entsprechenden Antrag stellten die geschäftsführenden Gesellschafter Christian und Martin Wennberg beim Amtsgericht Heilbronn. Unterstützt werden die beiden Geschäftsführer durch die Sanierungsexperten der Beratungsgesellschaft Planer & Kollegen sowie dem erfahrenen Rechtsanwalt Dr. Holger Leichtle von Schultze & Braun, der vom Amtsgericht Heilbronn als vorläufiger Sachwalter bestellt wurde. Leichtle begleitete unter anderem die Sanierungsverfahren der Solarhersteller Platinum (Wangen im Allgäu) und Mage Solar (Ravensburg), des Werkzeugherstellers ZMB in Friedrichshafen sowie des ehemaligen Fußball-Regionalligisten SSV Ulm 1846 Fußball e.V.

Das Sanierungsteam erarbeitet im Rahmen des vorläufigen Eigenverwaltungsverfahrens derzeit ein Sanierungskonzept, das mit allen Verfahrensbeteiligten abgestimmt und bis zum Jahresende 2015 umgesetzt werden soll. Die Geschäftsführung wird das Unternehmen auch in dieser Phase weiterhin eigenständig leiten. Die Löhne und Gehälter der rund 150 Mitarbeiter sind bis Ende Juni über das Insolvenzgeld abgesichert.

„Seit 2011 erleben wir einen kontinuierlichen Umsatzrückgang um etwa ein Viertel, der durch Auflagenrückgänge und sinkende Marktpreise verursacht wurde, und einen Verfall der Altpapiererlöse um 50 Prozent“, sagt Geschäftsführer Martin Wennberg über die Gründe des Sanierungsverfahrens. Der Trend zur Digitalisierung hat in Deutschland und Mitteleuropa in den vergangenen Jahren zu den deutlichen Rückgängen der Auflagen geführt. Die zunehmende Verwendung von E-Books, Tablets und Internet habe zum Verlust ganzer Produktgruppen und bei anderen Produktgruppen zu deutlichen Auflagenrückgängen geführt. So seien frühere Hauptauftragsgruppen wie Straßenkarten, die Städteverbindungsbücher der Bahn oder Handbücher für elektronische Geräte, die früher das Rückgrat der Auftragsstruktur bildeten, ganz oder fast verschwunden.

„Deshalb haben wir bereits in den vergangenen zwei Jahren umfangreiche Einsparmaßnahmen eingeleitet“, so Wennberg. So seien beispielsweise durch den Betrieb einer Hackschnitzelheizung und den Verkauf von Wärmeenergie an ein Nachbarunternehmen die Energiekosten deutlich gesenkt werden worden, außerdem habe man mit einem modernen Energiemanagement zusätzliche Energieeinsparungen erreicht. Beim Personal habe man die natürliche Fluktuation für eine sozialverträgliche Reduzierung der Kosten genutzt.

„Derzeit sehen wir uns jedoch erneut mit Forderungen nach Preisreduzierungen konfrontiert. Wir können dem nur begegnen, indem wir die Kostenstruktur des Unternehmens noch weiter den Bedingungen des Marktes anpassen und somit die Basis für eine erfolgreiche Zukunft in einem auch zukünftig schwierigen Markt schaffen“, erklärt Geschäftsführer Wennberg. „Trotz einer sehr guten Auslastung können die notwendigen Rationalisierungs- und Anpassungsmaßnahmen nicht weiterhin ausschließlich aus Eigenmitteln finanziert werden.“

Wennberg zeigt sich zuversichtlich, dass die angestrebte Sanierung gelingt: „Wir beschäftigen uns seit einigen Monaten intensiv mit Planungen für eine Umstrukturierung der seit 1861 bestehenden Buchbinderei, um auf die aktuellen Entwicklungen des Marktes zu reagieren. Für das Gesamtjahr 2015 haben wir eine gute Auslastung und eine sehr gute Kundenstruktur. Zudem konnten wir einen Neukunden im Großauflagenbereich gewinnen. Es sollen daher keine Änderungen in der Auftrags- oder Kundenstruktur vorgenommen werden. Die Klebebindung wird vollumfänglich weitergeführt.“

Die H. Wennberg GmbH Großbuchbinderei mit Sitz in Vaihingen/Enz bei Stuttgart ist ein Unternehmen der papierverarbeitenden Industrie. Aus bedrucktem Papier werden hier klebegebundene Broschüren, insbesondere Kataloge, Zeitschriften und Telefonbücher produziert und je nach Kundenwunsch mit Beilagen und Warenproben versehen, adressiert, foliert und versendet. H. Wennberg verarbeitet täglich bis zu 500 Tonnen Papier. Das Unternehmen ist der größte konzernunabhängige Broschürenhersteller in Deutschland.

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