Pressemitteilungen

13.06.2017 | Schultze & Braun | Mitteilung der Pressestelle
Trokamed durch Haftungsklagen bedroht

- Warnung der amerikanischen Gesundheitsbehörde FDA führt zu massivem Umsatzeinbruch und Produkthaftungsklagen

- Trokamed wählt Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung, um sich mit Hilfe eines Insolvenzplanes neu aufzustellen

- 80 Mitarbeiter bis Ende August über das Insolvenzgeld abgesichert

Geisingen. Der Medizintechnik-Hersteller Trokamed GmbH mit Sitz in Geisingen hat beim Amtsgericht Rottweil Antrag auf ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Der Geschäftsbetrieb läuft jedoch ohne Einschränkungen weiter. Die 80 Mitarbeiter sind bis Ende August über das Insolvenzgeld abgesichert, im Anschluss geht der Geschäftsbetrieb normal weiter.

Ein Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung steht Unternehmen offen, die aussichtsreiche Chancen auf eine Sanierung besitzen und die noch nicht zahlungsunfähig sind. Die Geschäftsführung bleibt dabei im Amt und ist voll handlungsfähig. Zusätzlich unterstützt ein erfahrener Sanierungsexperte die Geschäftsführung. Trokamed wird von Prof. Dr. Thomas Kaiser von Kaiser & Sozien durch das Verfahren begleitet. Darüber hinaus bestellt das Amtsgericht einen vorläufigen Sachwalter, der das Verfahren überwacht. Im Fall Trokamed ist dies Dr. Dirk Pehl von Schultze & Braun.

Grund für die wirtschaftliche Schieflage des Unternehmens ist eine Warnung der US-amerikanischen Gesundheitsbehörde Food and Drug Agency (FDA) vor dem Einsatz von Morzellatoren, einem medizinischen Gerät zur möglichst schonenden, endoskopisch-operativen Entfernung gutartiger Tumore an der Gebärmutter. Die Behörde fürchtet, dass nicht erkannte bösartige Tumore durch diese Operationstechnik streuen könnten.

„Diese Warnung der FDA hat bei Trokamed und anderen Herstellern von Morzellatoren einen massiven Umsatzeinbruch zur Folge gehabt“, berichtet Sanierungsexperte Prof. Dr. Thomas Kaiser. „Viel schlimmer noch: Sie hat eine Flut von Klagen ausgelöst. Allein bei Trokamed summieren sich die Forderungen aus solchen Produkthaftungsklagen auf 13 Millionen Euro. Das entspricht dem Zweieinhalbfachen des Jahresumsatzes. Die Firma ist massiv bedroht.“

Um den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und neu auszurichten, hat das Unternehmen den Antrag auf das Sanierungsverfahren in Eigenverwaltung gestellt. „Ziel ist es, mit Hilfe eines Insolvenzplans das Unternehmen wieder auf ein stabiles Fundament zu setzen. Im Zuge dieses Verfahrens können die aktuellen Klagen sowie eventuelle zukünftige Klagen abgegrenzt werden. Entsprechende Maßnahmen werden wir in den kommenden Wochen definieren und umsetzen“, erläutert der vorläufige Sachwalter Dr. Dirk Pehl.

Trokamed ist ein Hersteller wiederverwendbarer Medizintechnik im Bereich Endoskopie. Das Unternehmen mit Sitz in Geisingen wurde 1986 gegründet und beschäftigt heute rund 80 Mitarbeiter. Kernkompetenz von Trokamed ist die Entwicklung und Herstellung sowie der Vertrieb und die internationale Zulassung von Produkten der Gynäkologie, Urologie, Arthroskopie und der Laparoskopie.

Der WBDat.-E-Mail-Newsletter zum Insolvenzgeschehen:
Unser kostenloser Service für Sie. Täglich auf dem neuesten Stand.

abonnieren