Pressemitteilungen

19.12.2019 | BBL Bernsau Brockdorff | Mitteilung der Pressestelle
Südluft ist gerettet und hat einen neuen Eigentümer

Knapp fünf Monate Fortführung und erfolgreiche Sanierung in Eigenverwaltung

Kroatischer Blechsystem-Hersteller übernimmt schuldenfreie Gesellschaft

185 Arbeitsplätze bleiben erhalten

Gläubigerversammlung stimmt Insolvenzplan zu

Plattling, 18.12.2019: Die Südluft Systemtechnik GmbH & Co. KG aus Plattling ("Südluft"), ein Unternehmen der Eisenmann-Gruppe, gehört ab Anfang Januar 2020 (nach offizieller Aufhebung des Verfahrens durch das Gericht) zur kroatischen Unternehmensgruppe WE-Kr d.o.o. Gläubigerausschuss und Gläubigerversammlung haben der Transaktion bei ihrem Treffen am Montag zugestimmt.

Der 2006 gegründete Blechsystem-Hersteller mit Sitz in Lepoglava (Kroatien) und einer Niederlassung in Oberhausen bei Duisburg übernimmt Südluft im Rahmen eines Insolvenzplans als schuldenfreie Gesellschaft mit allen Arbeitnehmern. Das Geschäft wird unverändert fortgeführt und soll weiter ausgebaut werden. Die WE-KR d.o. entwickelt, produziert und montiert Blechsysteme für unterschiedliche Branchen: Mit 432 Mitarbeitern erwirtschaftete sie zuletzt einen Umsatz von 42 Mio. Euro (2018) und erzielte seit 2008 ein jährliches Wachstum von 15-20 Prozent. Der neue Eigentümer ergänzt mit der Übernahme der Südluft GmbH sein Produktportfolio im Blechsystemen, Maschinen- und Anlagenbau, umgekehrt profitiert Südluft von seinem Know-how, beispielsweise in der Umwelttechnik.

Die Gesellschaft wird als Südluft Systemtechnik GmbH firmieren und auch künftig von den Geschäftsführern Rudolf Hofeneder und Helmut Kreilinger geleitet. Sie hatten das Unternehmen in den vergangenen viereinhalb Monaten weitergeführt und mit Hilfe der auf Sondersituationen spezialisierten Kanzlei BBL Bernsau Brockdorff durch die Insolvenz in Eigenverwaltung manövriert. Dr. Stephan Kolmann agierte als Generalbevollmächtigter. Zum Sachwalter bestellte das Gericht in Deggendorf Dr. Matthias Hofmann von der Kanzlei Pohlmann Hofmann.

Fast alle Arbeitsplätze konnten erhalten werden, ein Abbau fand fast ausschließlich auf der Ebene der Leiharbeitnehmer statt. „Der Fall Südluft ist ein Paradebeispiel für eine Sanierung in Eigenverwaltung: Die Liquiditätskrise war nicht selbst verschuldet, sie wurde weitgehend aus eigener Kraft gelöst, das Unternehmen konnte alle wichtigen Leistungsträger halten und hat jetzt wieder eine Zukunft mit einer breiteren Aufstellung“, erläutert der Generalbevollmächtigte Dr. Stephan Kolmann, Partner von BBL. „Nach heutiger Bestätigung unseres Insolvenzplanes durch das Gericht gehen wir davon aus, dass die Insolvenz schon Anfang Januar aufgehoben werden kann.“

„Kunden und Lieferanten ebenso wie die Mitarbeiter haben zum Unternehmen gehalten und unseren Kurs unterstützt“, betont Südluft-Geschäftsführer Rudolf Hofeneder. „Es ist uns bewusst, dass der interne Zusammenhalt und die große Loyalität der Belegschaft uns durch die letzten Monate getragen haben. Private Belange wurden oft weit hinter berufliche Anforderungen gestellt. Für diese großartige Unterstützung möchten wir uns herzlich bedanken“, ergänzt Geschäftsführer Helmut Kreilinger.

Die Geschäftsführung verspricht sich eine nachhaltige Unternehmenssicherung durch den neuen Eigentümer, denn dieser stärke den Kernbereich der bisherigen Tätigkeit, aber eröffne der Südluft auch neue Kundengruppen, etwa in der Umwelttechnik, ebenso wie den Zugang zu neuen Märkten in Südosteuropa. Künftig soll die die Südluft GmbH eine deutlich stärkere Position auf dem internationalen Markt einnehmen.

„Geschäftsführung und Generalbevollmächtigter haben in Teamarbeit ein für das Unternehmen und die Gläubiger sehr gutes Ergebnis erreicht. Der heute angenommene Insolvenzplan ist auch für die Gläubiger die beste Lösung. Es freut mich sehr, dass wir gemeinsam die Sanierung der Südluft in kürzester Zeit noch vor Weihnachten abschließen und hierbei zugleich eine so breite Zustimmung der Gläubiger finden konnten“, betont Sachwalter Dr. Matthias Hofmann, der den Sanierungsprozess für die Gläubiger in den vergangenen Monaten begleitet hat.

Die Südluft produziert und vertreibt energieeffiziente Lüftungssysteme für den Maschinen- und Anlagenbau, die Automobilindustrie und den gewerblichen Küchenbau. Mit ca. 190 Mitarbeitern erzielte das Unternehmen zuletzt rund 34 Millionen Umsatz und wirtschaftete stets profitabel. Die erst im August 2019 eingeleitete Sanierung in Eigenverwaltung wurde notwendig, nachdem insolvente Schwestergesellschaften, unter anderem die Eisenmann Anlagenbau, die offenen Forderungen der Südluft aus Lieferungen und Leistungen nicht mehr begleichen konnten.

Vor dem Hintergrund der Tatsache, dass die Südluft Systemtechnik GmbH & Co. KG als Teil der Eisenmann-Gruppe für deren Verpflichtungen gesamtschuldnerisch mithaftete, kann ihren Gläubigern vorerst nur eine Quote von 5-10 Prozent zurückgezahlt werden (üblich sind Insolvenzquoten von 3-5 Prozent). Ohne die Mithaftung für die Eisenmann-Schulden beliefe sich die Quote auf gut 70 Prozent. Der nunmehr von den Gläubigern der Südluft Systemtechnik GmbH & Co. KG angenommene Insolvenzplan gewährleistet zum einen, dass das neue Unternehmen Südluft Systemtechnik GmbH schuldenfrei in die Zukunft blicken kann. Zum anderen ermöglicht er mittels einer Treuhandlösung, dass die Gläubiger der Südluft Systemtechnik GmbH & Co. KG in den kommenden Monaten oder Jahren gegebenenfalls noch weitere Teile ihrer Forderungen aus der Insolvenzmasse der Eisenmann-Gruppe bezahlt bekommen könnten.

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