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02.03.2018 | Kurpfälzer Restrukturierungslunch | Mitteilung der Pressestelle
Das Zusammenspiel in der Krise – wie interagieren Gläubiger, Verwalter, Berater und Unternehmer?

Heidelberg, 1. März 2018. Bei seiner zweiten Veranstaltung beschäftigte sich der Kurpfälzer Restrukturierungslunch mit der Interaktion von Gläubigern, Verwaltern, Beratern und Unternehmern in der Krise. Rund 85 Gäste verfolgten die angeregte Diskussion. Alle Podiumsteilnehmer waren sich einig, dass eine effiziente Kommunikation aller Beteiligter unablässig für eine erfolgreiche Sanierung ist.

„Man kann nicht nicht kommunizieren“ – mit diesen Worten begann Dr. Raoul Kreide (Rechtsanwalt und Mediator, GSK Stockmann), seinen Impulsvortrag. Kommunikation biete hingegen die Chance, knappe Ressourcen optimal zu verwerten: „Wenn Sie eine Orange teilen, dann ist in der Mitte durchschneiden nicht immer die beste Lösung. Vielleicht braucht einer die Schale für den Kuchen und der andere will den Saft trinken.“ Dies gelte insbesondere auch in Sanierungssituationen. Dr. Kreide warb für eine vertrauensvolle, wertschätzende Kommunikation aller Beteiligten. In der Podiumsdiskussion – moderiert von Manfred Hornig (PSC Management- und Sanierungsberatung GmbH) – berichteten die Panelisten aus ihren umfangreichen Erfahrungen mit der Interaktion in der Krise. Dr. Karl Beck (Leiter Corporates Workout, Commerzbank AG) erklärte, dass insbesondere in der Zeit vor Insolvenzantragsstellung die Kommunikation sehr ungeordnet ablaufen kann. Häufig würden die Stakeholder nicht in grundlegende Überlegungen einbezogen, beispielsweise welche Verfahrensart im jeweiligen Verfahren die sinnvollste sei. „Das ESUG hat immer noch nicht überall Einzug gehalten. Selbst wenn Gläubiger und manchmal sogar der komplette designierte Gläubigerausschuss einheitlich einen Verwalter vorgeschlagen haben, werden andere Verwalter mit der Begründung vom Gericht bestellt, dass der Vorgeschlagene nicht gelistet sei“, so Dr. Beck. Für ihn sei dies in einem Gläubigerverfahren ein nicht akzeptabler Zustand.

Tobias Wahl (Rechtsanwalt, anchor Rechsanwälte) stellte in der Diskussion klar, dass vor allem Kommunikation und Transparenz die Voraussetzungen für eine genaue Aufgabenregelung und Zuordnung von Verantwortlichkeiten seien. „Es werden individuelle Ziele offengelegt und ein gemeinsames Ziel definiert. Darauf aufbauend können dann die jeweiligen Zuständigkeiten und Verantwortlichkeiten festgelegt werden“, erklärte Wahl. Er erläuterte die Interaktion aller Beteiligten in der Praxis am Beispiel der Zusammenarbeit von Eigenverwalter und Sachwalter: Es werde eine Geschäftsordnung verhandelt und abgeschlossen, die die Zusammenarbeit im Detail regele. Darin werde dann zum Beispiel genau festgelegt, welche Geschäfte zum gewöhnlichen Geschäftsbetrieb gehören. Um einen uneingeschränkten Informationsaustausch zu gewährleisten, sei Vertrauen zwischen den Beteiligten eine weitere entscheidende Voraussetzung. „Bei der Beschaffung von Informationen ist es auch wesentlich, dass sich die Beteiligten an getroffene Absprachen halten“, so der Rechtsanwalt.

Eva Ringelspacher (Senior Managerin, hww Unternehmensberater GmbH) unterstrich die Notwendigkeit eines Kommunikationsberaters in größeren Krisenfällen. „Der Kommunikationsberater ist dann für die Festlegung der Kommunikationsstrategie verantwortlich, koordiniert die Pressearbeit und übernimmt die gemeinsame Sprachregelung gegenüber allen Stakeholdern. Dabei verantwortet er auch die interne Kommunikation, zum Beispiel gegenüber der Arbeitnehmer“, so die Juristin. Angesprochen auf die Frage, wie man mit Beteiligten umgeht, die nicht das gleiche gemeinsame Ziel verfolgen, war Ringelspacher überzeugt davon, dass man diese mit Sachargumenten überzeugen muss, um so eine konsensuale Lösung zu finden. Die erfahrene Juristin empfahl, dass entweder Berater oder Insolvenzverwalter beziehungsweise Sachwalter die Kommunikationshoheit innehaben sollten und so als neutrale Person beispielsweise Bankenrunden moderieren könnten.

Die Veranstalter des Kurpfälzer Restrukturierungslunches sind anchor Rechtsanwälte, GSK Stockmann Rechtsanwälte, hww hermann wienberg wilhelm und die PSC Management- und Sanierungsberatung GmbH. Im Februar 2019 findet die nächste Veranstaltung des Kurpfälzers Restrukturierungslunch statt.

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