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Neunkirchen (Saarland), 4. Dezember 2025. Der Folienhersteller Treofan hat wieder eine Perspektive außerhalb der Insolvenz: Vier Monate nach dem Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung hat sich die Geschäftsführung mit einem Investor auf eine Übernahme geeinigt. Die entsprechenden Verträge wurden unterzeichnet.
„Mit der Übernahme hat der Standort in Neunkirchen wieder eine Zukunft mit einem langfristig orientierten, strategischen Investor“, betonte die Generalbevollmächtigte Dr. Anna Katharina Wilke von der Sanierungskanzlei Flöther & Wissing. Der Erwerber will am Standort Neunkirchen festhalten und dort weiterhin Kondensator- und Verpackungsfolien produzieren. Rund 280 von derzeit rund 465 Arbeitsplätzen sollen vom künftigen Gesellschafter übernommen werden. Die Gläubiger haben der Übernahme bereits zugestimmt. Der Vollzug der Übernahme steht noch unter dem Zustimmungsvorbehalt der zuständigen Kartellbehörden. Der Geschäftsbetrieb wird bis zur Übertragung weiter fortgeführt.
Der Erwerber möchte ausdrücklich beide Geschäftsfelder des Unternehmens fortführen, allerdings in verringertem Umfang. So sind die Umsätze bei Treofan über die letzten Jahre ganz erheblich zurückgegangen. Die Produktionskapazitäten am Standort sind aktuell nur zur Hälfte ausgelastet. Vor diesem Hintergrund sollen bis zum Vollzug der Übernahme im ersten Quartal 2026 rund 160 Stellen abgebaut werden. Zugleich werden rund 25 befristete Arbeitsverhältnisse nicht verlängert. „Für den Standort und die Beschäftigten ist das natürlich ein deutlicher Einschnitt“, so Wilke. „Gleichzeitig ist es aber Voraussetzung dafür, dass der Standort wieder profitabel sein und sich unter dem neuen Gesellschafter wieder positiv entwickeln kann.“
Der gerichtlich bestellte Sachwalter Dr. Sebastian Mohrs von der Kanzlei Abel und Kollegen ergänzte: „Alle Erwerberkonzepte, die im Zuge der Investorensuche vorgelegt wurden, sahen einen Personalabbau in diesem oder sogar noch größerem Ausmaß vor. Für die Mitarbeitenden und Gläubiger stellt die gefundene Einigung im Investorenprozess eine gute Lösung dar.“
Die Geschäftsführung wird nun mit dem Betriebsrat Gespräche über einen Interessenausgleich mit Sozialplan aufnehmen. Um die Folgen für die vom Personalabbau betroffenen 160 Beschäftigten abzufedern, soll eine Transfergesellschaft eingerichtet werden. Für einen Zeitraum von bis zu sechs Monaten können die Beschäftigten dort Qualifizierungs- und Weiterbildungsangebote wahrnehmen und erhalten Unterstützung bei der Suche nach einer Anschlussbeschäftigung. „Wir tun in Abstimmung mit den Gläubigern alles, um den Personalabbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten“, so Wilke. „Der Investor unterstützt uns dabei und hat letztlich die Einrichtung der Transfergesellschaft überhaupt möglich gemacht. Das und die sehr konstruktiv geführten Verhandlungen wissen wir sehr zu schätzen.“
Die Generalbevollmächtigte hob außerdem die Unterstützung durch den bisherigen Gesellschafter Jindal hervor: „Der Gesellschafter hat den Investorenprozess fair und konstruktiv begleitet und war an einer tragfähigen Zukunft für den Standort interessiert“, sagte Wilke. „Das hat dazu beigetragen, dass wir in relativ kurzer Zeit eine belastbare Lösung erzielen konnten.“
Die Treofan Germany GmbH & Co. KG hatte am 4. September Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung gestellt. Das Unternehmen war durch Nachfragerückgänge vor allem im Verpackungsgeschäft in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten und erwirtschaftet seit dem Geschäftsjahr 2023/24 deutliche Verluste.
Treofan und das Team der Eigenverwaltung wurden bei der Transaktion von der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft beraten. Ein Team um Michael Königer und Dominik Ziems hat den M&A-Prozess als Financial Advisor begleitet. Christoph Köllmer, Konrad Herholz und Team haben die Eigenverwaltung und Transaktion in den Bereichen Unternehmens- und Liquiditätsplanungen vollumfänglich unterstützt.
Ebenfalls wurden Treofan und das Team der Eigenverwaltung bei der Transaktion beraten durch ein Team von GRUB BRUGGER Rechtsanwälte, das die rechtliche Vertragsgestaltung in den Bereichen M&A, IP und Immobilienrecht übernommen hat.
Über Treofan:
Die Treofan Germany GmbH & Co. KG fertigt Polypropylenfolien für Kunden in der Verpackungsmittelindustrie sowie von Folien für Kondensatoren. Das Unternehmen beschäftigt am Standort Neunkirchen rund 465 Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer und erwirtschaftetet zuletzt einen Jahresumsatz von rund 149 Mio. Euro. Treofan gehört zur Jindal Gruppe, einem weltweit tätigen Anbieter von recycelbaren biaxial orientierten Polypropylen- (BOPP) und Polyethylen- (BOPE) Folien für flexible Verpackungen, Etiketten und andere Anwendungen.
Über Flöther & Wissing
Flöther & Wissing gehört zu den führenden deutschen Kanzleien auf allen Gebieten des Restrukturierungs- und Insolvenzrechts. Seit über 20 Jahren bietet die Kanzlei an mittlerweile zehn Standorten branchenunabhängige und übergreifende Insolvenzverwaltung, Sachwaltung, Eigenverwaltung und Sanierungsberatung. Laut aktueller Insolvenzkanzlei-Rankings führender Fachmagazine, wie Wirtschaftswoche, FOCUS oder JUVE gehört Flöther & Wissing zu den Top-Kanzleien in Deutschland. Namenspartner Prof. Dr. Lucas Flöther ist Mitglied des Gravenbrucher Kreises, der Vereinigung der führenden Insolvenzverwalter und Sanierungsexperten Deutschlands. Bis Anfang 2023 war er acht Jahre lang Sprecher dieser Organisation.
www.floether-wissing.de
Über Abel & Kollegen
Die Kanzlei Abel & Kollegen Rechtsanwälte PartGmbB ist neben dem Wirtschaftsrecht und weiteren Beratungsbereichen vor allem im Insolvenzrecht tätig und dabei auf die Restrukturierung und Sanierung von Unternehmen in Sondersituationen spezialisiert.
www.abel-kollegen.de