Pressemitteilungen

02.02.2017 | Linse & Ehrlicher | Mitteilung der Pressestelle
Rotkreuz-Schwesternschaft Coburg stellt Insolvenzantrag

- Geschäftsbetrieb im Seniorenwohnzentrum, den Berufsfachschulen sowie Gestellung werden uneingeschränkt fortgeführt

- Vorläufiger Insolvenzverwalter kümmert sich um Insolvenzgeld und tragfähige Lösungen

- Wechsel von über 520 Mitgliedern zum Hauptgestellungspartner und Wegfall der Mitgliedsbeiträge führten zu Liquiditätsengpass -

Coburg, 01.02.2017. Die Schwesternschaft Coburg vom Bayerischen Roten Kreuz - Marienhaus - e.V. (‚SW Coburg’) hat am 31.01.2017 beim Amtsgericht Coburg wegen drohender Zahlungsunfähigkeit einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht ist dem Antrag gefolgt und hat den Coburger Fachanwalt für Insolvenzrecht, Klaus-Christof Ehrlicher von der Kanzlei Linse & Ehrlicher, zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt. Die SW Coburg bietet in Coburg und der Region auf freigemeinnütziger Basis soziale Dienstleistungen in den Bereichen Seniorenpflege und Betreuung, Aus- und Weiterbildungsangebote im Bereich Altenpflege sowie der Pflegepersonalgestellung, dem größten Geschäftsbereich an. Der Verein betreibt mit dem Seniorenwohnzentrum der Rotkreuz-Schwesternschaft eine eigene Altenpflegeeinrichtung sowie zwei Berufsfachschulen für Altenpflege und Altenpflegehilfe. Darüber hinaus sind die Beschäftigten über die Mitgliedergestellung in Einrichtungen anderer Träger, wie z. B. bei Kliniken und medizinischen Einrichtungen in der Region, tätig.

Entwarnung für Bewohner im Seniorenwohnzentrum

Die Betreuung und Pflege der rund 100 Bewohnerinnen und Bewohner des Seniorenwohnzentrums laufen unverändert weiter. Alle Bewohner, Senioren und Pflegebedürftigen werden weiter betreut und versorgt, wie sie es mit der gewohnten Qualität, Zuverlässigkeit und persönlicher Zuwendung von den Rotkreuz-Schwestern gewohnt sind. „Wir wollen, dass sich unsere Bewohner in unserer Einrichtung wohlfühlen und möchten ihnen eine gute Lebensqualität im Alter bieten. Dabei denken wir auch an die Angehörigen und Betreuer, damit sie beruhigt wissen, dass die uns anvertrauten Menschen in guten Händen sind“, sagt Barbara Ocker, Oberin und Vorsitzende des Vereins der Rotkreuz-Schwesternschaft in Coburg.

Lehrbetrieb in Berufsfachschulen läuft weiter

Trotz des Insolvenzantrags fällt der Unterricht für die Auszubildenden in den Ausbildungseinrichtungen der SW Coburg nicht aus. Die Aus-, Fort- und Weiterbildung bei der SW Coburg genießt bei den Kliniken und medizinischen Einrichtungen sowie Pflege- oder Seniorenheimen einen exzellenten Ruf weit über die Stadt Coburg hinaus. Die Schülerinnen und Schüler sollen ganz normal ihre Ausbildung fortsetzen, bei der sie in unterschiedlichen Pflegeberufen wie etwa zum staatlich anerkannten Altenpfleger oder Pflegefachhelfer sowie zum Gesundheits- und Krankenpfleger ausgebildet werden. Bei dem derzeitigen hohen Fachkräftemangel sind die Absolventen der Berufsfachschulen der SW Coburg sehr begehrt.

Vorläufiger Insolvenzverwalter sucht Lösungen

Der vorläufige Insolvenzverwalter wird sich nun umgehend um das Insolvenzgeld für die rund 390 Mitglieder, Angestellten und Auszubildenden der SW Coburg kümmern und sich mit der Bundesagentur für Arbeit in Verbindung setzen. „Mein erklärtes Ziel als vorläufiger Insolvenzverwalter ist es, alles zu unternehmen, um den Geschäftsbetrieb des Vereins zu stabilisieren und tragfähige Lösungen zu finden“, betont Rechtsanwalt Ehrlicher. Der vorläufige Insolvenzverwalter verschafft sich derzeit mit seinem Team ein umfassendes Bild über die wirtschaftliche Situation und hat die Mitglieder, die Angestellten und Auszubildenden des Vereins über die weiteren Schritte informiert. In den nächsten Tagen und Wochen wird er mit allen Beteiligten, wie etwa den Gestellungspartnern Gespräche führen, um Handlungsoptionen für eine Lösung sowie eine Sicherung der Arbeitsplätze zu erzielen.

Krise durch massive Abwerbung von Personal

Der Hauptgestellungspartner des Vereins hatte allen 540 Mitgliedern der SW Coburg, die dort tätig waren, zum 01.01.2017 eine Festanstellung angeboten, die von den meisten dort beschäftigten Mitgliedern auch angenommen wurde. Von einem Monat zum nächsten wechselten damit rund 500 der zuvor rund 940 Mitglieder den Arbeitgeber. In Folge dessen fehlten der SW Coburg seit Januar 2017 die Einnahmen aus dem Gestellungsentgelt und die Mitgliedsbeiträge von mehr als der Hälfte der vorherigen Mitglieder. Damit brach eine wesentliche Säule der Finanzierung des Vereins und seiner Einrichtungen in kurzer Zeit weg.

Die daraus entstandenen Liquiditätsprobleme versuchten die Verantwortlichen des Vereins gemeinsam mit Unternehmensberatern von Rödl & Partner unter Hochdruck zu lösen. Die Experten für Restrukturierungen von Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft, Rechtsanwalt Norman Lenger und Sanierungsberater Philipp Köppe, führten zahlreiche intensive Gespräche mit verschiedenen Beteiligten, um z. B. über einen Überbrückungskredit die drohende Zahlungsunfähigkeit in letzter Minute abzuwenden. Zunächst konnte noch eine drohende Zahlungsunfähigkeit über die Weihnachtstage abgewendet werden. Aber schließlich konnte in der kurzen verbliebenen Zeit keine tragfähige Lösung gefunden und damit der Insolvenzantrag nicht mehr verhindert werden.

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