Pressemitteilungen
(Bayreuth, 14. Mai 2025) Im Rahmen der Sanierung des Jean-Paul-Vereins Bayreuth e. V. konnte eine Lösung zum Erhalt der Einrichtungen im Bereich „Kinder und junge Menschen“ gefunden werden. Nachdem Ende des Jahres 2023 bereits der „Seniorenstift am Glasenweiher“ von einem Investor übernommen wurde, konnte nach Prüfung aller möglichen Sanierungsoptionen nun auch für die restlichen Einrichtungen des Vereins eine tragfähige Lösung erarbeitet werden. Zum 1. Mai 2025 gingen sowohl das Jugendhilfezentrum „Jean-Paul-Stift“ als auch die „Janusz-Korczak-Schule“ auf den Diakonisches Werk-Stadtmission Bayreuth e. V. über. Damit können die Mitarbeiter des Jean-Paul-Vereins e. V. aufatmen. „Wir sind froh, dass uns nach dieser herausfordernden Zeit eine weitere gemeinsame Lösung gelungen ist. Die Übernahme durch die Diakonie ist ein wichtiger Schritt, der Ruhe und Stabilität zurückbringt – für die Menschen, die hier arbeiten, lernen und Zuflucht finden. Was uns durch diese Phase getragen hat, war das unermüdliche Vertrauen und das Engagement unserer Mitarbeiter. Ihr Rückhalt und auch die konstruktive Begleitung durch unsere Mitarbeitervertretung hat entscheidend dazu beigetragen, dass wir heute gemeinsam nach vorn blicken können. Dafür ein aufrichtiger Dank“, so Dr. Franz Sedlak, geschäftsführender Vorstand des Jean-Paul-Vereins.
Betriebsübergang sichert Arbeitsplätze
Die Janusz-Korczak-Schule und das Jugendhilfezentrum wurden vom Diakonisches Werk – Stadtmission Bayreuth e. V. mittels Asset Deal übernommen. Sowohl die Immobilien und das bewegliche Vermögen als auch alle bestehenden Arbeitsverträge wurden hierbei auf den neuen Betreiber übertragen. „Durch die Investorenlösung konnten die über 70 Arbeitsplätze gerettet werden. Das ist ein wichtiges Signal für die Region. Die Einrichtungen sind zentrale Anlaufstellen für viele Eltern und Erziehungsberechtigte, aber auch Zufluchtsorte für Kinder und Jugendliche. Diese zu erhalten, war unsere oberste Priorität“, sagt Generalbevollmächtigter Rechtsanwalt Stefan Ettelt von der Kanzlei Kulitzscher & Ettelt. Er und sein Team stehen dem Jean-Paul-Verein bei allen insolvenzrechtlichen Fragen zur Seite.
Die Diakonie Bayreuth hat bereits viel Erfahrung in der Unterstützung von Kindern und Jugendlichen und verfügt damit über die nötige Expertise für die Übernahme der Einrichtungen. So bietet sie unter anderem Angebote für die Kinderbetreuung, schulische Unterstützung und Hilfe bei der Suche nach integrativen Kindertagesstätten. Dadurch konnte sich die Diakonie mit ihrem Angebot für die Einrichtungen des Jean-Paul-Vereins durchsetzen. „Nach einer umfassenden Prüfung sämtlicher Sanierungsoptionen wurde deutlich, dass eine Lösung mit einem neuen Betreiber die beste Chance bietet, den Fortbestand der Einrichtung und der Arbeitsplätze zu sichern und ihr neue Perspektiven zu eröffnen. Im Investorenprozess erwies sich schließlich die zuvor bereits für den Seniorenstift ausgewählte Diakonie als der Investor mit dem besten Angebot und den besten Voraussetzungen für eine Übernahme“, berichtet Simon Leopold, Geschäftsführer der ABG Consulting-Partner GmbH und Co. KG. Er verantwortet gemeinsam mit seinem Team die kaufmännische Begleitung und die Umsetzung des Sanierungskonzeptes inklusive des Investorenprozesses.
Damit liegt der gesamte Geschäftsbetrieb des Jean-Paul-Vereins nun in Händen der Diakonie. Der Verein selbst bleibt aber bestehen. „Hier ist nun zu prüfen, ob und wie der traditionsreiche Förderverein im Rahmen eines Insolvenzplans erhalten werden kann“, sagt der vom Amtsgericht Bayreuth bestellte Sachwalter Dr. Nils Freudenberg von der Kanzlei Tiefenbacher Insolvenzverwaltung I Restrukturierung. Auch er freut sich über den Ausgang Investorenprozesses und blickt positiv in die Zukunft: „Ich bin guter Dinge, was die weitere Entwicklung des Jugendhilfezentrums und der Janusz-Korczak-Schule angeht. Mit der Übernahme der Diakonie ist die beste Sanierungslösung für die Einrichtungen gelungen.“
Finanzielle Schieflage führt zu Sanierung in Eigenverwaltung
Der über 180 Jahre alte Jean-Paul-Verein ist nicht nur der älteste diakonische Verein von Bayreuth, sondern auch der drittälteste Verein in ganz Bayern. Mit seiner Arbeit in der Jugendhilfe, im geförderten Lernen und in der Seniorenpflege prägt er seit Generationen das soziale Gefüge der Region – als feste, traditionsreiche Größe. Doch auch seine hohe gesellschaftliche Relevanz konnte den Verein nicht vor dem wirtschaftlichen Druck schützen. Der anhaltende Fachkräftemangel und die drastischen Kostensteigerungen bei Energie und Material infolge globaler Krisen belasteten die finanzielle Stabilität massiv. Die Folge: eine rückläufige Ertragslage und stetig schwindende Liquiditätsreserven.
Um einer drohenden Zahlungsunfähigkeit frühzeitig entgegenzuwirken, entschlossen sich Dr. Sedlak und der Verwaltungsrat zum Antrag auf ein Insolvenzverfahren in Eigenverwaltung. Diesem wurde durch das Amtsgericht Bayreuth mit Beschluss vom 1. Juni 2023 stattgegeben. Das Verfahren wurde am 1. September 2023 offiziell eröffnet. Mit dem erfolgreichen Abschluss der Asset Deals für die verbliebenen Vereinseinrichtungen und der Überprüfung der Möglichkeiten zum Erhalt des Jean-Paul-Vereins zeichnet sich nun eine neue Zukunftsperspektive für die traditionsreiche Institution ab.
Mehr Informationen: www.jpv-bayreuth.de
Über den Jean-Paul-Verein
Die Ursprünge des gemeinnützigen Jean-Paul-Verein Bayreuth e. V. gehen bis in das Jahr 1841 zurück. Der Verein ist ein wesentlicher Bestandteil der Bayreuther Sozialgeschichte. Als selbstständiger Träger sozialer Einrichtungen in der bayerischen Diakonie ist er der älteste diakonische Verein der Stadt. Zum Zeitpunkt der Antragstellung beschäftigte er 163 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, stellte Angebote in der Jugend- und Seniorenhilfe und der Pflege bereit und war auch als Schulträger tätig. Zu den Einrichtungen gehörten das Jugendhilfezentrum „Jean-Paul-Stift“, das Senioren- und Pflegeheim „Seniorenstift am Glasenweiher“ und die „Janus-Korczak-Schule“. Letztere unterstützt Schülerinnen und Schüler mit erhöhtem Förderbedarf.
Über Kulitzscher & Ettelt
Die Sozietät der Rechtsanwälte Kulitzscher & Ettelt wurde 1968 gegründet und verfügt über Standorte in Dresden sowie Döbeln. In der Kanzlei arbeiten derzeit acht anwaltliche Berufsträger. Mit dem Standort Dresden hat sich die Sozietät bundesweit auf Sanierungsprozesse spezialisiert. Die Sanierungsabteilung leitet der Inhaber der Kanzlei, Rechtsanwalt Stefan Ettelt. Mit mehr als 300 eingeleiteten Insolvenzverfahren, der Mitwirkung in insgesamt über 50 Gläubigerausschüssen und der Durchführung von mittlerweile 18 Schutzschirmverfahren sowie 50 Eigenverwaltungsverfahren ist die Kanzlei Kulitzscher & Ettelt deutschlandweit führend im Sanierungsbereich. Die Kanzlei wurde bereits im März 2015 vom Finance Magazin als eine der Top 5 Beraterkanzleien in Deutschland für ESUG-Verfahren ausgezeichnet.
Über die ABG Consulting-Partner GmbH & Co. KG
ABG Consulting-Partner hat sich seit mehr als 20 Jahren auf die Unterstützung von Unternehmen in Krisensituationen und deren ganzheitliche Sanierung spezialisiert – außergerichtlich wie gerichtlich. Ziel ist die Wiederherstellung der Wettbewerbsfähigkeit und die Neuausrichtung der Unternehmen für den Restart am Markt. Die Leistungen reichen dabei von der strategischen Beratung über die kaufmännische Begleitung und die Entwicklung von Sanierungsplänen bis hin zur Investoren- oder Finanzierungssuche. Durch die Zugehörigkeit zum Beratungsverbund ABG-Partner, mit seinen eigenständigen Gesellschaften in der Steuer- und Unternehmensberatung sowie in Marketing, Recht und Wirtschaftsprüfung, kann jederzeit auf umfassende Fachexpertise zurückgegriffen werden.
Über die Tiefenbacher Insolvenzverwaltung I Restrukturierung
Tiefenbacher Rechtsanwälte betreut mit 55 Rechtsanwälten und über 130 Mitarbeitern bundesweit und international agierende, große und mittelständische Unternehmen, Banken sowie Finanzdienstleister. Im Bereich Insolvenzverwaltung I Restrukturierung sind an 16 Standorten 70 Mitarbeiter tätig, die das gesamte Portfolio der Verwalteraufgaben abdecken und bereits mehr als 5.000 Verfahren betreut haben. Seit über 40 Jahren strebt die Kanzlei Tiefenbacher eine Fortführung von schuldnerischen Unternehmen in der Insolvenz und anschließend eine übertragende Sanierung oder ein Planverfahren an – immer mit den Zielen: bestmögliche Gläubigerbefriedigung sowie Erhalt von Unternehmen und Arbeitsplätzen.