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Die schwache Konjunktur sorgt weiter für ein schwieriges Marktumfeld in Deutschland. Die überwiegend verhaltene Aussicht dämpft auch das Investitionsklima. Im Insolvenzgeschehen dominieren weiterhin Branchen, die bereits seit Jahren unter Druck stehen. Der gewerbliche Büroimmobiliensektor leidet aktuell besonders unter den notwendigen Korrekturen.
Das Statistische Bundesamt* hat heute die Zahl der Unternehmensinsolvenzen für April 2024 und die Entwicklung für den zurückliegenden Monat Juni veröffentlicht. Demnach ist die Zahl der beantragten Unternehmensinsolvenzen im April 2024 im Vergleich zum Vorjahresmonat um 33,5 Prozent gestiegen. Nach vorläufigen Angaben sind die beantragten Unternehmensinsolvenzen im Juni 2024 um 6,3 Prozent gegenüber Juni 2023 gestiegen.
“Die schwache Konjunkturentwicklung, die voraussichtlich noch bis 2025 andauern wird, lässt derzeit viele Unternehmen bei Investitionen zögern. Langfristige Trends wie Digitalisierung und KI deuten in eine Zukunft, in der viele kapitalintensive Maßnahmen überflüssig werden könnten. In dieser Situation möchte niemand in Dinge investieren, die vielleicht schon bald nicht mehr gebraucht werden”, sagt Dr. Christoph Niering, Insolvenzverwalter und Vorsitzender des Berufsverbandes der Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID).
Im Büroimmobilienmarkt sieht Niering ein klares Beispiel für diese Entwicklung: “Niemand traut sich derzeit eine langfristige Voraussage zu, ob wir den Bestand, der oft auch nicht mehr modernen Standards entspricht, in diesem Umfang wirklich noch brauchen. Für Investoren, die noch im vergangenen Jahrzehnt eingestiegen sind, ergeben sich so Bewertungsprobleme. Für die finanzierenden Banken folgt daraus früher oder später ein Handlungszwang.” Der vdp-Immobilienpreisindex** hatte für das erste Quartal 2024 bei Gewerbeimmobilien eine deutliche Preiskorrektur von -9,6 % im Jahresvergleich ausgewiesen. Dabei war die Korrektur bei Büroimmobilien mit -9,9 % am stärksten ausgefallen.
Quellen:
* Beantragte Regelinsolvenzen im Juni 2024: +6,3 % zum Vorjahresmonat (https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2024/07/PD24_270_52411.html)
** vdp-Immobilienpreisindex (https://www.pfandbrief.de/site/de/vdp/immobilie/finanzierung_und_markt/vdp-immobilienpreisindex.html#)
*** Grafik des VID: Entwicklung der Unternehmensinsolvenzzahlen (IN-Verfahren), © Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands (VID)/Juli 2024, Grafik kostenfrei nutzbar
Nicht alle beantragten Insolvenzverfahren werden auch eröffnet. In der Regel liegt die Eröffnungsquote bei ca. 60 Prozent. Voraussetzung einer Eröffnung ist ein Eröffnungsgrund sowie die voraussichtliche Deckung der Verfahrenskosten.
Über den VID:
Der Verband Insolvenzverwalter und Sachwalter Deutschlands ist der Berufsverband der in Deutschland tätigen Insolvenzverwalter und Sachwalter. Mit mehr als 470 Mitgliedern vertritt er die überwiegende Mehrheit dieser Berufsgruppe. Die Mitglieder verpflichten sich auf „Grundsätze ordnungsgemäßer Insolvenz- und Eigenverwaltung“ und zur Zertifizierung nach ISO:9001. Damit setzt der Verband Maßstäbe für eine unabhängige, transparente und qualitativ anspruchsvolle Tätigkeit in Insolvenz- und Restrukturierungsverfahren. Voraussetzung für die Mitgliedschaft ist eine mindestens dreijährige Tätigkeit als Unternehmensinsolvenzverwalter oder Sachwalter.