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07.03.2012 | amend rechtsanwälte | Mitteilung der Pressestelle
Autohaus Fischer GmbH & Co KG stellt Insolvenzantrag

Bruchköbel, den 06. März 2012

Wie bereits berichtet, musste der traditionsreiche VW, Audi und Skoda Vertragshändler Fischer GmbH & Co. KG Anfang Februar bei dem Amtsgericht Hanau Insolvenz anmelden. Betroffen sind 163 Mitarbeiter an drei Standorten.

Löhne und Gehälter werden durch die Agentur für Arbeit gezahlt und von dem vorl. Insolvenzverwalter vorfinanziert, um die Mitarbeiter motiviert und arbeitsbereit zu halten.

Nach langen und intensiven Gesprächen mit dem VW Konzern und den finanzierenden Banken steht nun jedoch fest, dass es am Standort Bruchköbel „jedenfalls für einen Audi/VW-Betrieb“ keine Zukunft geben wird. Die Händler- und Serviceverträge wurden durch Audi und VW gekündigt. „Dies hat automatisch zur Folge, dass wir weder Neufahrzeuge ausliefern dürfen, obwohl sie bei uns auf dem Hof stehen. Selbst Neuwagenbestellungen, die an uns herangetragen wurden, dürfen wir nicht mehr annehmen. Zudem ist mangels Servicevertrages der Werkstattbetrieb stark beeinträchtigt“, so Wolf. Gerade der Servicevertrag war ein „Standbein“ und besonderes Anliegen der Mitarbeiter als Signal aus Wolfsburg, zumal viele Grosskunden ihre Fahrzeuge seit jeher in der vielfach ausgezeichneten Werkstatt warten ließen- „das ist leider vorbei“, wird ein Mitarbeiter zitiert, da uns jetzt durch Wolfsburg der „Servicestempel“ entzogen wurde.

Zwar konnte ein Erwerbsinteressent schnell identifiziert werden, jedoch fand dies keine Zustimmung aus dem Kreise der Hersteller. Seitens des Konzerns sind, bezogen auf den Standort Bruchköbel, zudem die erheblichen wirtschaftlichen Einbussen so hoch, dass man sich dort eine Zukunft insoweit nicht vorstellen konnte.

„Dennoch erhalten wir seitens des Konzerns für die Dauer des vorläufigen Verfahrens Unterstützung zur Aufarbeitung der Insolvenz, das geht hin bis zu den vielfachen Schicksalen einiger Kunden in sog. Anzahlungsfällen“: der Kunde zahlte vorinsolvenzlich teils den gesamten Preis des Pkw und wartete auf die Zulassungsbescheinigungen aus Wolfsburg- das Geld wurde jedoch nicht an den VW Konzern zur Ablöse weitergeleitet, sondern für „sonstige betriebliche Zwecke“ verbraucht, dann kam der Insolvenzantrag. Die Kunden erhalten grundsätzlich weder dieses Geld zurück, noch ihren Pkw. „Fälle dieser Art erleben wir häufiger, aber noch nie in dieser Dimension,“ so Wolf.

Perspektivisch konzentriert sich der vorläufige Verwalter mit seinem Team und den Mitarbeitern darauf, für den Standort Bruchköbel einen „markenfremden“ Händler zu gewinnen. Erste Betriebsbesichtigungen mit einem aussichtsreichen Erwerbsinteressenten fanden statt, jedoch möchte Wolf zunächst aufgrund der wechselseitigen Verschwiegenheit weder Marke noch Händler nennen.

Für den Standort Maintal gibt es ebenfalls Interessenten. Insoweit werden bereits intensive Gespräche mit den Grundstückseigentümern geführt.

Im Tagesgeschäft gilt es, Werkstattaufträge abzuarbeiten, eingelagerte Räder und Reifen strukturiert herauszugeben und den Gebrauchtwagenbestand von etwa 300 Fahrzeugen zu veräussern, die sämtlich neu eingepreist wurden. Ein besonderes Anliegen ist natürlich die Betreuung der aufgebrachten „Anzahlungskunden“, jedoch sind dem Verwalter insoweit die Hände gebunden: ich selbst kann leider diese unbilligen Härten für viele nicht mildern –das Geld ist bei Insolvenzantrag nicht mehr vorhanden gewesen- unterstütze aber bei jedweden Bemühungen, den Schaden so gering wie möglich zu halten, ggfls. kann es im Einzelfall auch zu kulanzweiser Unterstützung durch Dritte kommen.

„Wir forcieren den Investorenprozess, aber wir stehen hier noch vor einigen Hürden, neben den jeweiligen Mietverträgen sind insbesondere die Belange der Mitarbeiter zu berücksichtigen.“ Jedenfalls die Auszubildenden können ihre praktische Ausbildung in anderen Betrieben fortsetzen und wurden auch zu den Fortbildungen und Prüfungen geschickt- „die sollen nicht so in das Berufsleben starten; auch wenn ein „Scheitern des Arbeitgebers“ mal dazugehört, sollen ihre Möglichkeiten hier nicht verbaut werden“.

Generell fordert diese Insolvenz besonderes Engagement, da im Betrieb „nicht alles so strukturiert und geordnet ist, wie man es sonst bei Betrieben dieser Grösse vorfindet. Viele Abläufe mussten neu oder anders aufgesetzt werden. Das handling der insgesamt etwa 700 Fahrzeuge, die rechtliche Verflechtung der Fremdvermögen, der sehr hohe Bestand an Teilen sowie eingelagerter Reifen und die besonderen emotionalen Komponenten verbunden mit der Unsicherheit der Mitarbeiter für deren Zukunft stellen alle Beteiligte und Gläubiger vor besondere Herausforderungen,“ so Wolf.

Kronberg/Bruchköbel, den 06.03.2012

Arno Wolf
Rechtsanwalt
Fachanwalt für Insolvenzrecht

amend rechtsanwälte
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